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Sebastian Walter zum CSD: „Der Protest gegen Patriarchat, Heterosexismus und Diskriminierung ist systemrelevant!“

In dem Artikel „Save our Community, Save our Pride“ Trotz Corona: Berliner LGBTI-Aktivisten melden CSD-Demo an“ von queer.de träumt Sebastian Walter von kleinen, sicheren und coronatauglichen, Demogruppen.

Der CSD in der Bundeshauptstadt nur virtuell? Manchen Aktivisten reicht das nicht. Daher soll am 27. Juni eine unabhängig organisierte Pride-Demo für Sichtbarkeit sorgen und dem Coronavirus trotzen.

Am 27. Juni soll trotz der Corona-Einschränkungen die CSD-Demo „Berlin Pride: Save our Community, Save our Pride“ an den Start gehen. LGBTI-Aktivisten unter Führung von Nasser El-Ahmad haben dazu eigenen Angaben zufolge aus eigener Initiative eine Demonstration angemeldet, die unter bestimmten Auflagen bereits genehmigt worden sei.

Detaillierte Angaben zu den Auflagen sollen erst in der Woche vor dem Event bekannt gegeben werden. Laut „Siegessäule“ sei die Teilnahmezahl auf 1.000 Menschen begrenzt – gehen mehr auf die Straße, müsste die Demo abgebrochen werden. Auch die 1,5-Meter-Regel sowie allgemeine Hygieneregeln müssten beachtet werden (Mehr Infos von der Polizei).

Die Route ist ebenfalls noch unklar. Ziel der Veranstaltung solle sein, die LGBTI-Sichtbarkeit auch während der Corona-Krise sicherzustellen und auf die covidbedingte prekäre Lage vieler Szeneeinrichtungen hinzuweisen.

Nasser El-Ahmad engagiert sich seit mehreren Jahren in der Hauptstadtcommunity. Er hatte bereits als Jugendlicher offen über Homophobie in seiner libanesischstämmigen Familie gesprochen und Demonstrationen organisiert. 2015 wurde er dafür im Alter von nur 18 Jahren mit dem Berliner Respektpreis ausgezeichnet (queer.de berichtete). Ein Theaterstück über seinen Kampf für Anerkennung ist 2017 vom Berliner Kultursenator mit dem Brüder-Grimm-Preis ausezeichnet worden (queer.de berichtete).

„CSD muss auch an öffentlichen Plätzen sichtbar sein“

„Wir sind der Meinung, ein CSD/Pride muss auch an öffentlichen Plätzen sichtbar sein und stattfinden“, so die Begründung für die Initiative. Dabei soll es sich nicht um eine traditionelle CSD-Parade, sondern eine sehr politische Demo handeln. „Im Mittelpunkt unserer Forderungen steht die Situation der LGBTIQ* unserer Nachbarn in Polen, Russland, Ukraine und die dramatische Lage der Berliner Szene/Community“, heißt es in der Einladung.

Die Veranstaltung hat nichts direkt mit dem offiziellen Berliner CSD e.V. zu tun. Dieser hatte Mitte April die für den 25. Juli geplante Pride-Parade ins Internet verlegt. Das Motto dazu lautet „Don’t hide your Pride“. Zuvor hatte unter anderem Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) eine Absage des Straßen-CSD gefordert (queer.de berichtete).

Über die Absagen gab es aber vereinzelt auch Unmut. Behrendts Parteifreund Sebastian Walter erklärte etwa: „Der Protest gegen Patriarchat, Heterosexismus und Diskriminierung ist „systemrelevant“! Ich träume von einem Berliner #CSD 2020 nicht nur digital, sondern in kleinen (sicheren und coronatauglichen) Demogruppen quer über die Stadt – laut, bunt, solidarisch und politischer denn je“ (queer.de berichtete). (cw)

 

Update  15.44 Uhr: CSD e.V. wünscht „viel Erfolg“

Der Vorstand des CSD e.V. hat den „Mitstreiter*innnen“ um Nasser El-Ahmad „viel Erfolg“ für ihren CSD gewünscht, allerdings noch einmal die Gründe für ihre Absage erläutert. So würde die derzeitigen Vorgaben eine Großveranstaltung grundsätzlich nicht erlauben. „Neben den zu beachtenden Hygiene- und Abstandsregelungen wollte der Vorstand des Vereins nicht dafür verantwortlich sein, Menschen ablehnen zu müssen, durch deren Teilnahme die erlaubte Personenanzahl überstiegen würde“, so die Organistor*innen vom CSD e.V.

Der geplante eigene CSD würde zwar „in großen Teilen digital sein, aber auch richtlinienkonforme analoge Elemente enthalten, um die Sichtbarkeit und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Stadt zu steigern“, so das Versprechen. Die neuen Veranstalter*innen sehe man nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung an. „Jedes Zeichen für eine gleichberechtigte Welt ohne Diskriminierung ist gut und wichtig“, erklärte Vorstandsmitglied Jasmin Semken.


Den Originalartikel finden Sie hier.