Veranstaltungsbericht Lesbenfeindliche Gewalt – Sichtbarkeit von Hasskriminaliät in Berlin

Am 12. April haben die beiden queerpolitischen Sprecher*innen der grünen Fraktion Berlin Anja Kofbinger, MdA und Sebastian Walter, MdA zur Vorstellung des Berliner Monitoring „Trans- und homophobe Gewalt“ und zur Podiumsdiskussion „Lesbenfeindliche Gewalt – Sichtbarkeit von Hasskriminalität in Berlin“ eingeladen, an der über 50 Personen teilgenommen haben.

Lesbenfeindliche Gewalt wird immer noch zu wenig gesehen, stellte Antidiskriminierungs-Senator Dr. Dirk Behrendt in seinem Grußwort fest. Dies ist auch ein Anlass für die Implementierung und Fortschreibung des Monitorings zu „Trans- und homophober Gewalt“ in Berlin. Maßnahmen, um Lesbische Sichtbarkeit zu stärken und Diskriminierung von Lesben entgegenzuwirken, sollen auch auf Basis dieser Erhebung entwickelt werden. Die unermüdliche Arbeit von Beratungsstellen und Selbsthilfeprojekten und ihre Perspektive auf Gewalt gegen Lesben und Safer Spaces in Berlin standen im Zentrum dieser Diskussion.

Breites Beratungs- und Hilfsangebot in Berlin

Dr. Almut Sülzle, eine der Autor*innen des Monitorings, berichtete von der großen Bereitschaft über das Thema und Erfahrungen mit lesbenfeindlicher Gewalt zu reden. Durch die verschiedenen Projekte und Träger sind vielschichtige Perspektiven in die Studie eingeflossen. So erlebten 57% der Befragten in letzten 5 Jahren lesbenfeindliche Übergriffe oder Gewalt. Berlin ist zwar eine queere Zufluchtsstätte aber gleichzeitig nimmt Gewalt zu und der „gesellschaftliche Schutz“ im Empfinden der Befragten ab. Gerade bei Gewalt gegen Lesben kommen drei Faktoren verschärfend dazu: Die Unsichtbarkeit lesbenfeindlicher Gewalt, denn Frauen zeigen seltener an; dass die Verschränkung von lesbenfeindlicher Gewalt und (Hetero)Sexismus oft nicht gesehen wird; sowie drittens das gesellschaftliche Wegsehen – das nicht Eingreifen von Unbeteiligten  bei Übergriffen in der Öffentlichkeit.
Dies bestätigten auch Ina Rosenthal von RuT -Rad und Tat sowie Gülây Akin von Les MigraS aus ihrer beruflichen Praxis.

Sabine Beck von L-Support betonte, dass Frauen, selbst während der Beratungsarbeit Vorfälle bagatellisieren würden, da Diskriminierung für sie ein Dauerzustand darstellt. Juliana Kolberg von xart splitta lud ein Safe Spaces zu nutzen, um zur Ruhe zu kommen, sich gegenseitig zu empowern und intersektionale Diskriminierungsstrukturen zu erkennen.

Empowerment-Strukturen fördern und nachhaltig gestalten

Für L-Support braucht es Räume, die macht- und diskriminierungskritisch sind und Betroffene nicht das Gefühl haben handlungsunfähig zu sein. Gerade um Prävention zu stärken, ist es die Aufgabe von Clubs, Kneipen und auch Betrieben wie der BVG Verantwortung zu übernehmen. Sabine Beck berichtete, dass Frauen über die Beratung selbst begonnen haben sich zu engagieren und so Hilfe zur Selbsthilfe leisten.
Dass Gewalt nicht nur physisch sein kann, sondern oft eine intersektionale Diskriminierungserfahrung darstellt, welche eine traumatische Erfahrung ist, betonte Juliana Kolberg von xart splitta. Um diese Traumata zu verarbeiten, braucht es Räume. Aber Safe Spaces sind nicht nur für akute Bedürfnisse da, sie sollten viel mehr nachhaltig wirken und Raum für Rückzug, zum Durchatmen sowie zum Austausch und zum Ausprobieren bieten. Nur gestärkt ließe sich mit Angriffen umgehen und darauf Aufmerksam machen.

Grün geht’s weiter

Das Monitoring wird in Berlin weitergeführt. Bei der nächsten Erhebung wird Gewalt gegen Trans* den Schwerpunkt bilden. Wir wollen mit der Förderung der Projekte, dem konstanten Austausch und durch politisches Hinterfragen von gesellschaftlichen Strukturen Veränderungen anstoßen und diskriminierungsfreies, queeres Leben in ganz Berlin stärken.

Wir setzen uns weiterhin für lesbische Sichtbarkeit, Gewaltschutz, Empowerment und Gleichberechtigung ein!