Veranstaltungsbericht – Decolonize! Dekolonisierung des öffentlichen Raums

Die Veranstaltung „Die Dekolonisierung des öffentlichen Raums“ der Veranstaltungsreihe Decolonize Berlin! stellte die vorerst letzte Veranstaltung dieser Reihe dar. Die Abgeordneten Daniel Wesener, Sprecher für Kulturpolitik und Sebastian Walter, Sprecher für Antidiskriminierung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin luden ihre Gäste Natalie Bayer, Dr. Noa Ha und Christian Kopp ins tak, Theater Aufbau Kreuzberg, ein.

Dort diskutierten sie mit fast 100 interessierten Teilnehmenden über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten der Dekolonisierung des öffentlichen Raums in Berlin. Eröffnet wurde die Diskussion von Sebastian Walter, Mitinitiator des Antrags „Berlin übernimmt Verantwortung für seine koloniale Vergangenheit“, mit der Frage, wie öffentlicher Raum, über Straßenumbenennungen hinaus, dekolonisiert werden könne. Dabei wies er darauf hin, dass hundert Jahre nach dem formalen Ende des deutschen Kolonialismus kaum ein Thema so emotional besetzt und politisch so kontrovers sei, wie der Umgang mit den kolonialen Spuren im Stadtbild.

Dr. Noa Ha, geschäftsführende Leiterin des Zentrums für Integrationsforschung der Technischen Universität Dresden, erläuterte zunächst, dass Rassismus das heutige Vermächtnis von Kolonialismus darstellt, dieser jedoch als Gewaltgeschichte kaum adressiert wird. Aufgrund der Nicht-Thematisierung und des Nicht-Wissen ist es zu erklären, dass das Berliner Schloss als Humboldt Forum (HuFo) ohne jeden Argwohn geplant und umgesetzt wurde – und erst aufgrund der Proteste aus der Zivilgesellschaft traten die kolonialen Vermächtnisse des HuFo zutage.

Dr. Natalie Bayer, Leiterin des Friedrichshain-Kreuzberg Museums, ergänzte, dass es strukturelle und institutionelle Veränderungen braucht. Sie versteht Kultur als Teil des öffentlichen Raums und fragt wer eine Stimme bekommt, wer gehört wird und wessen Erinnerungen zählen. Sie wies darauf hin, dass Gedenken intersektionalisiert werden müsse und stellte den Widerstand um Umbenennungen von rassistischen Straßennamen in Frage.

Christian Kopp, vom Verein Berlin Postkolonial, der sich seit Jahren für die Umbenennung von kolonialrassistischen Straßennamen in Berlin einsetzt, ist sich sicher, dass die Wirkkraft von Symbolen nicht zu unterschätzen ist. Er berichtete auch davon, dass der unnötig verzögerte Umbenennungsprozess für das „Afrikanische Viertel“ in den letzten Monaten zu einer erheblichen Zunahme an verbalrassistischen Angriffen gegenüber Schwarzen Stadtführer*innen geführt hat. Für ihn ist klar, dass es am Ort der infamen Berliner Afrika-Konferenz das seit langem geforderte Mahnmal für die afrikanischen Opfer des europäischen Kolonialismus sowie eine zentrale Gedenkstätte für den afrikanischen Widerstand braucht .

Daniel Wesener machte abschließend deutlich, dass sich die grüne Fraktion im Abgeordnetenhaus für eine strukturelle Veränderung und einen Transformationsprozess einsetzt. Er stellt fest: „Es geht um einen Prozess der Sichtbarmachung. Der öffentliche Raum ist ein guter Raum dafür.“