Bericht Veranstaltungsreihe „Antidiskriminierung an Schulen“ in Steglitz-Zehlendorf

Der zweite Teil der Veranstaltungsreihe „Antidiskriminierung an Schulen in Berlin“ fand auf Einladung des grünen Kreisverbands am 14.01.2020 in Steglitz-Zehlendorf statt und traf auf großes Interesse bei den grünen Mitgliedern und Bürger*innen aus dem Bezirk.

Diskriminierungen passieren überall

Auch bei dieser Veranstaltung stellten wir zunächst fest, dass Diskriminierungen in allen Bezirken und an allen Schulen stattfinden, auch in Steglitz-Zehlendorf. Beispielhaft und eindrücklich berichtete Ronit Back, Lehrerin am Montessori Campus am Tegeler Forst, ihre ganz persönliche Erfahrung: Ihre beiden Kinder waren während ihrer Schulzeit von antisemitischen Diskriminierungen betroffen. Die Schulleitung handelte verantwortungsvoll und ergriff verschiedene Maßnahmen zur Aufarbeitung, die u.a. juristische Aufklärung, einen Besuch im Haus der Wannseekonferenz und ausführliche Aussprachen im Klassenverband umfassten.

Aliyeh Yegane, Leiterin der Anlaufstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen (ADAS), berichtete von mehreren Diskriminierungsmeldungen pro Woche. Dabei gingen die Diskriminierungsfälle in den letzten zwei Jahren in 2/3 der Fälle von dem pädagogischen Schulpersonal aus. Daran wird deutlich, wie wichtig eine zügige Verabschiedung des Landesantidiskriminierungsgesetzes (LADG) ist. Dieses ermöglicht Betroffenen gegen Diskriminierungen von staatlichen Institutionen rechtlich vorzugehen.

Diskriminierungserfahrungen können schwere Konsequenzen nach sich ziehen

Nicht alle Fälle werden aber bei unabhängigen Stellen wie der Anlaufstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen (ADAS), beim Antidiskriminierungsbeauftragten der Bildungsverwaltung oder bei der Schulaufsicht gemeldet. Oft haben Schulen Angst vor einem schlechtem Ruf oder die Lehrer*innen, die sich gegen Diskriminierung engagieren, machen Ausgrenzungserfahrungen im Kollegium oder bekommen keine Unterstützung von der Schulleitung.

Ulrike Kipf, Vorsitzende des Bezirkselternausschusses, stellt auch heraus, dass in vielen Fällen erst reagiert wird, wenn bereits Diskriminierung stattgefunden hat. Für sie steht fest: Es braucht viel mehr Präventionsarbeit, denn Diskriminierung hat reale Folgen im Leben von Menschen. Oft führt sie dazu, dass die betroffenen Kinder, Jugendlichen oder Lehrer*innen die Schule verlassen, und kann Folgen wie Suchterkrankungen, psychische Erkrankungen, Schuldistanz bis hin zum Suizid nach sich ziehen.

Fazit: Wir brauchen eine offene und diskriminierungssensible Schulkultur in Berlin

Konsens der Diskussion im Fishbowol-Format war: Wir brauchen eine offene und diskriminierungssensible Schulkultur. Diese kann nicht von Einzelakteur*innen, wie Antidiskriminierungsbeauftragten, umgesetzt werden. Ein neues Schulklima, das sich konsequent gegen Diskriminierung und Ausgrenzung engagiert, muss eine Frage der Schulentwicklung werden. Weitere Bausteine sind präventive Arbeit, ein gutes internes Beschwerdemanagement an Schulen und die Zusammenarbeit mit externen Anlaufstellen und kompetente Diversitybeauftragte an Schulen.

Als Grüne Fraktion im Abgeordnetenhaus Berlin haben wir erreicht, dass im Haushalt 2020/21 die Anlaufstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen (ADAS) finanziell gestärkt wurde. Das Landesantidiskriminierungsgesetz, das aufgrund unserer Initiative in der Abstimmung mit den Koalitionspartner*innen ist, wird bald erwartet. Außerdem setzen wir uns weiterhin für eine Fachstelle für intersektionale Bildung und eine Unabhängige Beschwerdestelle für Diskriminierung im Schulwesen ein.

Die Veranstaltungsreihe basiert auf unserem Positionspapier „Empörung reicht nicht! Antidiskriminierung an Schulen in Berlin“, welches Sie hier nachlesen können.

Weiterführende Unterlagen zum Thema Antidiskriminierung an Schulen:

Das Zeit-Online Interview mit Sebastian Walter MdA zum Thema Diskriminierung an Schulen „Man wird Ihnen sagen: Ihre Tochter ist aber auch nicht ganz einfach“ finden Sie hier.