Kommentar: Das neue Regenbogenfamilienzentrum im Ostteil der Stadt – lesbische Kompetenz unerwünscht?

Zur Vergabe des neuen Regenbogenfamilienzentrums für den Ostteil der Stadt kommentieren Anja Kofbinger und Sebastian Walter, MdA, Sprecher*innen für Queerpolitik der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Abgeordnetenhaus von Berlin:

„Die Unterstützung von Regenbogenfamilien ist uns in der rot-rot-grünen Koalition ein besonders wichtiges Anliegen – und zwar in der gesamten Stadt. Daher haben die Koalitionsfraktionen bei den Beratungen des Doppelhaushalts 20/21 Ende des vergangenen Jahres umfangreiche zusätzliche Mittel bereitgestellt, um neben der bestehenden Einrichtung in Schöneberg ein weiteres Regenbogenfamilienzentrum im Ostteil der Stadt zu realisieren.

Die nun erfolgte Trägerauswahl war Gegenstand eines Interessenbekundungsverfahrens der Senatsjugendverwaltung. Das ist für die Vergabe von Projekten und Zuwendungen ein bewährtes Verfahren. Die öffentliche Begründung zur Ablehnung einer Bewerberin löst allerdings bei uns erhebliche Irritationen aus. Unabhängig davon, dass „Lesben Leben Familie – LesLeFam e.V.“ mit seiner personellen Zusammensetzung eine bundesweit herausgehobene Expertise in Sachen Regenbogenfamilien in all ihren Konstellationen erworben und seit langer Zeit eine sozialräumliche Kompetenz auch für Regenbogenfamilien in Lichtenberg und angrenzende Bezirke aufgebaut hat, zeugt die Aussage der Pressesprecherin der Senatsjugendverwaltung (Siegessäule, 23.09.20), der „lesbische Fokus sei zu stark“ von einer Verkennung der gesellschaftlichen Realitäten von Regenbogenfamilien und ist ein Schlag ins Gesicht von allen lesbischen Paaren – die trotz der „Ehe für alle“ noch immer massiv diskriminiert werden. Der von zivilgesellschaftlicher Seite erhobene Vorwurf, hier würde ein lesbisches Projekt strukturell ausgeschlossen und diskriminiert werden, muss daher aufgeklärt werden.

Die Regenbogenhauptstadt Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, lesbische Projekte und lesbische Sichtbarkeit gezielt zu unterstützen und auszubauen. Dies gilt auch weiterhin!“