Antidiskriminierung an Schulen in Mitte – Veranstaltungsbericht

Am 25. November fand die Auftaktveranstaltung der Gesprächsreihe „Empörung reicht nicht! Antidiskriminierung an Schulen“ im Bezirk Mitte statt. Gastgeber*innen waren Bettina Jarasch, MdA, Sprecherin für Integration & Flucht und Religionspolitik, und Sebastian Walter, MdA, Sprecher für Antidiskriminierungs-, Haushalts- und Queerpolitik, der Fraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus, zusammen mit dem grünen Kreisverband Mitte.

Auf das Podium geladen waren Expert*innen aus der Bildungs- und Beratungsarbeit von Landes- und Bezirksebene : Schulleiterin Annedore Dierker (der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule in Moabit), Nuran Yiǧit vom Berliner Netzwerk gegen Diskriminierung in Schule und Kita (BeNeDiSK), Siga Mbaraga von NARUD e.V. sowie Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses Berlin.

In seiner Eröffnungsrede betonte Ario Mirzaie, Kreisvorstand Bündnis 90/Die Grünen Mitte, wie wichtig die Bekämpfung aller Diskriminierungsformen, besonders in einem so diversen Bezirk wie Mitte, sei.

Diskriminierung findet überall statt – auch in Schulen

Bettina Jarasch schloss sich ihm an und verdeutlichte zunächst, dass Diskriminierung strukturell und institutionell in allen Bereichen der Gesellschaft und somit auch in Schulen, wirkt. In diesem Sinne ging es im Rahmen der Veranstaltung ausdrücklich nicht um die Frage, OB es Diskriminierung an Schulen gibt, sondern darum, WIE mit Diskriminierung umgegangen werden kann und WELCHE professionellen Präventionsstrategien entwickelt werden können. Daran anknüpfend, wurde bereits zu Beginn der Diskussion deutlich, dass Diskriminierungen an Schulen auf allen Ebenen, innerhalb der Gruppe der Schüler*innen, aber ebenso zwischen Lehrpersonal bzw. Schulleitung und Schüler*innen auftreten können.

Unzureichende Handlungsoptionen bei Diskriminierungsvorfällen

Eine zentrale Herausforderung, die sich bei der Thematik stellt, ist das konkrete Vorgehen bei Diskriminierungsvorfällen an Schulen. In vielen Fällen führt selbst ein langwieriger und aufreibender Beschwerdeprozess zu keiner Verbesserung der Situation, so dass für betroffene Schüler*innen häufig nur ein Schulwechsel als letzter Ausweg bleibt. In diesem Zusammenhang brachten die Podiumsteilnehmer*innen auch ihre Wertschätzung gegenüber dem Umgang mit Beschwerden von Saraya Gomis (Antidiskriminierungsbeauftragte für Schulen in Berlin) und ihr Bedauern über die Niederlegung ihrer Arbeit zum Ausdruck.

Konkrete Maßnahmen um Diskriminierung vorzubeugen

Einen weiteren Schwerpunkt der Diskussion bildeten Lehrpläne, Lehrbücher und die Gestaltungen von Klassenzimmern. An diesen Stellen werden oft kolonialrassistische und/oder eurozentristische Bilder und Vorstellungen transportiert und reproduziert. Hier könnten Lehrbücher, die vielfältige und diverse Menschen abbilden, Lehrpläne, die sich mit der Kolonialvergangenheit Deutschlands und Europas auseinander setzen und sensibles Lehrpersonal auf sehr direktem und konkretem Wege Abhilfe schaffen. Über die Unterrichtsmaterialien hinaus zeigte Nuran Yiǧit auf, wie Berliner Schüler*innen regelmäßig durch eine gewisse Ansprache rassifiziert und als Andere markiert werden. An dieser Stelle würde es für die betroffenen Schüler*innen einen erheblichen Unterschied machen, als Berliner*innen angesprochen zu werden. Daran anknüpfend wurde der Bedarf nach einer praxis- und antidiskriminierungssensiblen Lehrer*innen-Ausbildung deutlich.

Die Politik handelt: Mit dem LADG und einer Unbhängigen Beschwerdestelle für Schulen

Zum Abschluss verwies Sebastian Walter noch einmal auf das Positionspapier der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus „Empörung reicht nicht! Für ein Gesamtkonzept gegen Diskriminierung an Berliner Schulen“, sowie auf das Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG), welches vom Senat verabschiedet wurde und nun zwischen den Koalitionspartner*innen im Abgeordnetenhaus verhandelt wird. Dieses schafft einerseits eine weitere rechtliche Grundlage, um gegen (institutionelle) Diskriminierung an Schulen vorzugehen, andererseits werde aktuell zwischen den Koalitionsfraktionen die Realisierung der Unabhängige Beschwerdestelle für Schulen diskutiert.

Auch unsere Gäste brachten sich ein

Über die Podiumsdiskussion hinaus ermöglichte das Fishbowl-Format auch eine Beteiligung des Publikums auf Augenhöhe. Die Gelegenheit wurde gerne genutzt: Für Nachfragen und Kommentare, aber auch für die Vorstellung von Organisationen, für Vernetzungsangebote und Buchvorstellungen.

Fazit: Empörung reicht nicht!

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass aus der Veranstaltung sowohl sehr konkrete Vorschläge für Strategien gegen Diskriminierung, sowie Vernetzungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen als auch weitere Arbeitsaufträge an die Politik hervor gegangen sind. Für die Umsetzung der Handlungsoptionen, für die Etablierung von Strategien gegen Diskriminierungen im Schulalltag und einen guten Umgang im Falle von Diskriminierungen braucht es breite Bündnisse. Wir werden auch weiterhin Diskriminierung in Schulen sowie in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen entschieden entgegen treten und laden Sie herzlich ein, mit uns dazu im Gespräch zu bleiben.