Wo sind die Lesben!? Bericht der Podiumsdiskussion „Support your local Dyke*“

Support your local Dyke* – was können wir für mehr lesbische Sichtbarkeit in Berlin tun?“ war der Titel der Podiumsdiskussion, zu der Sebastian Walter und Anja Kofbinger am 24.07.2018 in die Vierte Welt am Kottbusser Tor einluden.

Lesbische Berlinerinnen* sind selbstverständlicher Teil der Regenbogenhauptstadt – und doch viel zu häufig nicht sichtbar. Sprachlich sollen sie mit „queer“ mitgemeint sein und tatsächlich sind sie oftmals nicht vorhanden. Ein Blick in die Community zeigt beispielsweise, dass es keine Bar für lesbische Frauen* mehr gibt. Und was die Geschichte angeht, wird noch immer über das Gedenken an die Verfolgung von Lesben* kontrovers diskutiert.

Wir wollten wissen, warum lesbische Frauen* und lesbisches Leben in Berlin weniger sichtbar sind. Welche Allianzen braucht es, um das zu ändern? Welche Bedürfnisse und Wünsche bestehen überhaupt in der lesbischen Community? Und was kann Politik konkret tun?

Für das Podium konnten wir Peggy Piesche (Gunda-Werner-Instititut), Birgit Bosold (Schwules Museum), Mary Amable (Kulturwissenschaftlerin, Bloggerin) und Stephanie Kuhnen (Autorin) als Diskutantinnen gewinnen und für ein Eingangsstatement die Staatssekretärin für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Margit Gottstein.

Alle Podiumsteilnehmerinnen verweisen darauf, dass der Begriff Lesbe* oder das „L-Wort“ weiterhin wichtig für die Subjektivierung seien. Der Begriff sei weder altmodisch noch habe er sich überlebt, vielmehr habe er sich seit den 1990er Jahren transformiert, sei weiterhin ausbaufähig und habe intersektionales Potenzial, denn Identifikation verlaufe nicht nur anhand einer Kategorie. Heute sprechen wir von lesbischen* Sichtbarkeiten im Plural um auf die Vielfalt lesbischen Lebens (in Berlin) zu verweisen. Queer habe „L“ nicht ersetzt, sondern es stecke viel „L“ in queer drin.

Hinterfragt und kritisiert wurden sowohl schwul-lesbische Bündnispolitiken, in denen lesbische* Forderungen viel weniger sichtbar waren als auch Allianzen innerhalb der lesbischen* Community, die mit weißem, eurozentristischem Blick ebenfalls Ausschlüsse produziert und Dominanzstrukturen reproduziert haben.

Einig waren sich alle, dass wir Allianzen brauchen, die auch mit unterschiedlichen Stimmen sprechen können. Wir dürfen uns weder entsolidarisieren noch explizit lesbische Forderungen in den Hintergrund treten lassen. Eine queer-feministische Bündnispolitik würde die Chance auf solche Allianzen bieten.

Ungleichheiten zeigen sich beispielsweise deutlich im Bereich der Förderpolitik. Lesbische* Projekte erhalten im Vergleich weiterhin weniger Fördergelder als schwule Projekte.

Die rotrotgrüne Koalition ist angetreten, das zu ändern. Sie will lesbische* Sichtbarkeit in der Regenbogenhauptstadt Berlin erhöhen. Erstmals hat das Land Berlin in diesem Jahr einen Preis für lesbische Sichtbarkeit vergeben. Das ist ein wichtiger Anfang. Wir wollen aber noch mehr!